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Badische Neueste Nachrichten: „Neue Ambulanz für Corona-Langzeitbeschwerden in Karlsbad“

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26. März 2021

Zugehöriges Förderprojekt

Genesen, aber nicht gesund

Neue Ambulanz für Corona-Langzeitbeschwerden in Karlsbad

Eine Corona-Infektion kann neurologische und psychische Langzeitbeschwerden verursachen. Die „Long-Covid-Ambulanz“ am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach will eine Anlaufstelle für Hilfesuchende in Nordbaden werden.

Sicherheit geht vor: Der Eingang und der Ausgang am SRH-Klinikum Karlsbad sind voneinander getrennt. Zwei Patienten liegen derzeit auf der Intensivstation. Foto: SRH-Klinikum

Tausende von Menschen waren mit dem Coronavirus infiziert. Längst gelten sie virologisch als negativ. Dennoch: Bei nicht wenigen Menschen bleiben Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten zurück.

Nach einem Jahr Corona ist klar, dass Corona nicht wenige Menschen und ihre Gesundheit noch weiterhin begleiten wird. Auch die Gesundheit der Menschen, die scheinbar genesen sind“, verdeutlicht Mischa Lange, Pressesprecher des SRH-Klinikums in Karlsbad-Langensteinbach.

Deshalb will das Krankenhaus in Langensteinbach eine „Long-Covid-Ambulanz“ aufbauen. Unterstützt wird das Vorhaben von der Hans-Ruland-Stiftung Waldbronn. Als Long-Covid etabliere sich derzeit ein wissenschaftlicher Begriff, der versucht, die Langzeitfolgen einer Sars-CoV-2-Infektion zu beschreiben.

„Nach aktuellem Forschungsstand beeinträchtigt vor allem eine übersteigerte Immunantwort im Gehirn die Nervenzellen und stört deren Kommunikation untereinander“, erklärt Thomas Schilling, Neuropsychologe am Karlsbader Krankenhaus.. Man gehe davon aus, dass die aktuellen Coronaviren entlang des Riechnervs sowie über die Lunge in das Gehirn gelangen können.

Andauernde Müdigkeit und verringerte Merkfähigkeit

Auslöser, die neue Ambulanz einzurichten war, so Schilling weiter, dass viele im Krankenhaus wegen Covid-19 behandelte Patienten noch Wochen danach über Beeinträchtigungen wie Müdigkeit oder verringerte Merkfähigkeiten klagen. Schilling: Selbst bei mildem Verlauf von Covid-19 gibt es Fälle mit solchen negativen Veränderungen.

Wer eine bestätigte Covid-19-Erkrankung habe und unter solchen Symptomen leide, könne sich bei der neuen Ambulanz melden. Apropos Covid-Spätfolgen: Patienten berichteten von Stimmungsschwankungen und Angstgefühlen. Sie fühlten sich öfter depressiv und leicht reizbar. Studien zeigten, dass Depressionen, Angststörungen oder Fatigue häufig mit Entzündungsprozessen des zentralen Nervensystems einhergehen. Hinzu kommen Existenzängste und die soziale Isolation in der Pandemie

„Je früher Patienten die Problematik der Spätfolgen erkennen, desto besser können wir entgegenwirken“
Thomas Schilling Neuropsychologe

„Je früher Patienten die Problematik der Spätfolgen erkennen, desto besser können wir entgegenwirken“, ermutigt der Karlsbader Neuropsychologe. „Aktuell können wir uns wichtige Therapie-Optionen wie den sozialen Austausch oder gemeinsame sportliche Aktivitäten aufgrund der Pandemie nicht zunutze machen. Wir können aber unser Wissen und unsere Tests zum kognitiven Leistungsvermögen nutzen, um Schweregrade einzuschätzen und alternative Therapieansätze gemeinsam mit den Patienten zu erarbeiten.“

„Bei der Therapie der Corona-Spätfolgen betreten wir komplettes Neuland.“
Thomas Schilling Neuropsychologe

Mit der neuen Ambulanz betritt das Klinikum, so Thomas Schilling, therapeutisch ein „komplettes Neuland“. Bislang gebe es keine etablierten Therapieformen für durch Covid-19 ausgelöste kognitive Störungen oder Fatique. Zur Diagnose von Beschwerden könnten aber die Neuropsychologen auch auf bewährte Standardtests zurückgreifen, mit denen kognitive Fähigkeiten und Reaktionszeiten eines Patienten dargestellt werden. Ermöglicht hat die Einrichtung der neuen Ambulanz die Hans-Ruland-Stiftung für Rehabilitationsforschung. Die Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung im Bereich der Rehabilitation und Gesundheitsbildung. Ein besonderes Anliegen des Stifterpaares Hans und Gisela Ruland war eine gute Vernetzung von medizinischer Forschung, Rehabilitationsmedizin und Sozialpolitik.

Registrierung für Termin im SRH

Menschen, die den Verdacht hegen, unter kognitiven oder psychischen Langzeitbeschwerden einer Covid-19-Erkrankung zu leiden und sich untersuchen lassen möchten, können sich für einen Termin registrieren lassen. Hilfesuchende füllen einen Fragebogen aus. Ausgefüllt ist er dann zu senden an die Mail-Adresse long.covid.kkl@srh.de.

Darüber hinaus bietet die Long-Covid-Ambulanz zweimal wöchentlich eine telefonische Sprechstunde für Menschen mit psychischen oder kognitiven Störungen in Folge einer Infektion mit Sars-Cov-2 Virus an. Diese ist montags von 15 bis 16 Uhr sowie donnerstags 9.30 bis 10.30 Uhr unter (0 72 02) 61 73 67 erreichbar.

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